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​​Richard Turere​

Erschwingliches Leuchtsystem zum Schutz von Vieh und Wildtieren

Preiskategorie
Young Inventors Prize
Technisches Gebiet
Elektrische Maschinen und Geräte, Energie
Firma
​​Lion Lights​
​​Mit „Lion Lights“ hat Richard Turere ein automatisches System entwickelt, das Löwen abschreckt und sie davon abhält, Vieh in Gehegen anzugreifen. Seine Erfindung entschärft den Konflikt zwischen Mensch und Wildtier und trägt so dazu bei, die Löwenpopulation in Kenia zu erhalten.​

1. Platz für den Young Inventors Prize 2023

In Kenia hat sich der Löwenbestand innerhalb von zwei Jahrzehnten von 15 000 auf 2 500 Tiere dezimiert. Afrikas größtes Landraubtier ist vom Aussterben bedroht. Die Wilderei hat ihren Tribut gefordert, und der Verlust von Lebensraum schürt den Konflikt zwischen Löwen und Menschen, da die Raubtiere auf ihrer Beutejagd auch Viehherden anfallen. Seit Turere, der aus der Massai-Gemeinde in Kitengelaand stammt, neun Jahre alt war, war es seine Aufgabe, das Vieh der Familie zu schützen. Es gab Zeiten, in denen die Löwen jede Woche durchschnittlich neun Kühe töteten, und so fasste Turere den Entschluss, eine Lösung für dieses Problem zu finden. Er hatte bemerkt, dass die Löwen sich nicht an die Gehege herantrauten, wenn er dort mit seiner Taschenlampe herumleuchtete, um nach dem Vieh zu sehen. Also musste er die Raubtiere austricksen, indem er ihnen vortäuschte, immer in der Nähe zu sein.

Turere fing an, mit verschiedenen elektrischen Vorrichtungen zu experimentieren und entwickelte schließlich ein System aus blinkenden LED-Leuchten, das die Löwen davon abhält, näher zu kommen und die Tiere in ihren Gehegen anzufallen. Anfänglich bestand die Erfindung lediglich in einer einfachen Leuchtbox, deren Lichter sich nur ein- und ausschalten konnten. Turere tüftelte weiter und programmierte unregelmäßige Leuchtsequenzen, damit die Löwen die Muster nicht lernen konnten. Das System wird hauptsächlich mit Solarenergie betrieben. Wenn der Himmel bedeckt ist, kann zusätzlich Windenergie genutzt werden. Wenn man um ein Tiergehege herum etwa alle 15 Meter ein solches Licht positioniert und damit menschliche Bewegung vortäuscht, trauen sich die Löwen nicht mehr heran und das Vieh ist geschützt.

Lokale Lösung mit globaler Wirkung

2013 gründete Turere die Organisation Lion Lights mit dem Ziel, das automatische Leuchtsystem in Gegenden einzusetzen, in denen Konflikte zwischen Mensch und Wildtieren häufig dazu führen, dass die Menschen im Gegenzug Raubtiere töten. Mittlerweile ist die Erfindung in Kenia auf mehr als 2000 Farmen zu finden, und auch in Botswana, Namibia, Argentinien und Indien kommt sie zum Einsatz. Es hat sich gezeigt, dass das System eine ganze Reihe weiterer Wildtiere abschreckt, beispielsweise Leoparden, Pumas, Hyänen und sogar Elefanten. Löwen werden zwar noch immer als bedroht eingestuft, aber dank lokaler Naturschutzmaßnahmen und Lion Lights ist der Bestand in Kenia wieder angestiegen.

Die Geschichte von Turere blieb nicht unbemerkt, und so sprach er im Alter von 13 Jahren bei TED Talks. Er bekam ein Stipendium, um an der Brookhouse-Schule Abitur machen zu können. Später absolvierte er ein Bachelor-Studium, das sich mit globalen Herausforderungen und Wildtierschutz befasste. Es war seine felsenfeste Entschlossenheit, die ihm zum Erfolg verhalf. „Ich möchte, dass diese Geschichte junge Menschen inspiriert und ihnen zeigt, dass auch sie etwas bewirken können. Wenn ich das kann, der ich aus dieser Gemeinde komme und keinerlei Schulbildung und sonstige Mittel hatte, dann kann jeder das schaffen. Jeder kann die Welt verändern.”

Im Einsatz für die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung

UN Sustainable Development Goal 15 logo

Die Erfindung hilft Bauern, ihren Lebensunterhalt zu sichern. Ihre Viehherden sind ihre Existenzgrundlage und Einkommensquelle für ihre Gemeinden. Ein weiterer bedeutender Vorteil der Erfindung ist, dass sie auch dazu führt, dass weniger Raubtiere wie Löwen aus Rache getötet werden. Damit trägt sie zum UN-Nachhaltigkeitsziel 15 bei (Leben an Land).