Brandbekämpfung durch Wissensaustausch: EPA startet neue Plattform, um Innovationen in diesem Bereich für alle zugänglicher zu machen
- Das vergangene Jahr war eines der schlimmsten Waldbrandjahre in Europa: Brände haben eine Fläche von mehr als 830 000 Hektar zerstört und unermessliche menschliche Kosten verursacht
- Das Europäische Patentamt (EPA) kündigt eine Plattform zum Wissensaustausch an, die entscheidende Informationen für den Kampf gegen Waldbrände bereitstellt
- Die Plattform ermöglicht ein einfaches und genaues Navigieren in Informationen zu Patenten
München, 23. Mai 2023 – Im letzten Sommer wurden europaweit mehr als 830 000 Hektar Land durch Waldbrände zerstört, das ist mehr als das Zehnfache der Fläche des Schwarzwalds. Nach Angaben des Europäischen Waldbrandinformationssystems (EFFIS) war 2022 das zweitschlimmste Jahr seit 2006, was verbrannte Flächen und die Anzahl der Brände in Europa angeht. Diese Waldbrände verursachten für die Europäische Union einen wirtschaftlichen Schaden von 2,5 Mrd. Euro sowie unermessliche menschliche Kosten. So haben zum Beispiel zwei Wochen lang wütende Brände im französischen Département Gironde dazu geführt, dass fast 40 000 Menschen evakuiert werden mussten - so die Schätzungen von EUMETSAT, der europäischen Agentur für operative Satelliten, die Wetter, Umwelt und Klima überwacht. Infolge des Klimawandels wird das Problem der Waldbrände bestehen bleiben. Für 2023 verzeichnen bisher Spanien und Portugal die größten verbrannten Flächen, während Frankreich seinen Jahresdurchschnitt laut EFFIS bereits überschritten hat.
Das Europäische Patentamt (EPA) hat eine neue Plattform gestartet, auf der Weltklasse-Patentwissen und Informationen über Technologien zur Rettung von Land und Leben im Kampf gegen Waldbrände bereitgestellt werden sollen. Mit der Initiative soll vermieden werden, dass sich die Zerstörungen der vergangenen Jahre wiederholen, und örtliche wie nationale Regierungen sollen dabei unterstützt werden, sich entsprechend zu rüsten. Veröffentlichte Patente und Patentanmeldungen sind eine wertvolle Informationsquelle für Wissenschaftler, Ingenieure und Regierungen. Patentinformation ist Wissen, das die Nutzer über bereits existierende Erfindungen informiert, und diese Informationen können zu neuen Einblicken, Fortschritten und technischen Partnerschaften führen.
EPA-Präsident António Campinos: "Der globale Erfolg bei der Brandbekämpfung hängt vom Zugang zum richtigen Know-how und den in Patenten enthaltenen technischen Informationen ab. Die neue Plattform fasst rund 30 Suchabfragen zusammen, die Menschen, Regierungen, Wissenschaftler und Ingenieure dabei unterstützen sollen, rasch auf die relevantesten und neuesten Informationen auf diesem Gebiet zugreifen zu können."
Prävention, Schutz und Wiederaufbau
Die neue Plattform konzentriert sich auf vier Hauptkapitel: Branderkennung und ‑verhütung, Brandbekämpfung, Schutzausrüstung und Sanierung nach Brandschäden. Der Bereich Brandbekämpfung ist derzeit der Sektor mit der höchsten Zahl eingereichter Patentanmeldungen, vor den Bereichen Branderkennung und ‑verhütung und Schutzausrüstung.[1] Die Plattform umfasst ein breites Spektrum von Erfindungen, angefangen bei KI und luftgestützten Technologien bis hin zu Virtual-Reality-Training zur Brandbekämpfung und flammhemmenden Materialien.
Die Plattform, die Daten aus der öffentlichen EPA-Datenbank Espacenet mit über 140 Millionen Dokumenten aus 100 Ländern bezieht, bietet einen schnellen Zugriff auf wichtige Informationen. EPA-Prüfer und ‑Prüferinnen haben sich mit erfahrenen Kollegen aus Patentprüfung und -analyse der nationalen Patentämter Spaniens, Portugals, Frankreichs, Griechenlands und Italiens zusammengetan, um relevante Suchanfragen zur Brandbekämpfung zusammenzustellen. Nach den Plattformen "Kampf gegen Corona" und "Saubere Energietechnologien" ist dies die dritte derartige Initiative des EPA.
Für die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen
Gemäß seiner Verpflichtung für die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen wird das EPA auch die Rolle des geistigen Eigentums fördern, indem es nächste Woche eine internationale Konferenz mit dem Portugiesischen Institut für gewerblichen Rechtsschutz (INPI), der Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO) und dem Amt der Europäischen Union für geistiges Eigentum (EUIPO) organisiert. Die Konferenz mit dem Titel Thinking about Industrial Property, Sustainability and the Future of the Planet findet am 29./30. Mai in Lissabon statt. Sie wird Gelegenheit zum Austausch darüber bieten, wie geistiges Eigentum Anreize für Innovationen schaffen, die Arbeit von Erfindern und Erfinderinnen schützen und gleichzeitig zu einer grüneren und gerechteren Zukunft beitragen kann.
Bei der Konferenz wird das EPA einen Highlight-Report über seine Aktivitäten zum Wissensaustausch im Zusammenhang mit sieben UN-Nachhaltigkeitszielen vorstellen. Das EPA hat es sich zur zentralen Aufgabe gemacht, einen besseren und demokratischeren Zugang zum Patentwissen zu ermöglichen, weil Patenten eine entscheidende Rolle bei der Förderung innovativer Lösungen im Hinblick auf die Erfüllung der UN-Nachhaltigkeitsziele zukommt.
Medienkontakte Europäisches Patentamt
Luis Berenguer Giménez
Hauptdirektor Kommunikation / EPA-Sprecher
EPA-Pressestelle
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Tel.: +49 89 2399-1833
Mobil: +49 151 5440 3997
Rückblick auf 50 Jahre europäisches Patentsystem
2023 feiert das EPA den 50. Jahrestag der Gründung des europäischen Patentsystems. Mit der Unterzeichnung des Europäischen Patentübereinkommens am 5. Oktober 1973 in München läuteten 16 europäische Staaten eine neue Ära der Zusammenarbeit im Patentwesen ein. Sie legten den Grundstein für ein Patentsystem, das wirtschaftliche und technologische Entwicklungen fördert, deren Verlauf unser Leben nachhaltig verändert hat und auch künftig prägen wird. Erfahren Sie mehr über die Geschichte des EPA und die Jubiläumsveranstaltungen, die für 2023 geplant sind.
Das EPA
Mit 6 300 Beschäftigten ist das Europäische Patentamt (EPA) eine der größten Behörden in Europa. Das EPA, das seinen Hauptsitz in München sowie Niederlassungen in Berlin, Brüssel, Den Haag und Wien hat, wurde mit dem Ziel gegründet, die Zusammenarbeit zwischen den Staaten Europas auf dem Gebiet des Patentwesens zu stärken. Dank des zentralisierten Verfahrens vor dem EPA können Erfinderinnen und Erfinder hochwertigen Patentschutz in bis zu 44 Staaten erlangen, die zusammen einen Markt von rund 700 Millionen Menschen umfassen. Das EPA ist ferner weltweit führend in den Bereichen Patentinformation und Patentrecherche.
[1] "Patents and forest fire control", INPI