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Catalyst lab & Deep vision | The making of tomorrow

Ars Electronica zu Gast im Europäischen Patentamt, 5. Oktober 2023 bis 15. Juni 2024 

© Ars Electronica, Photo: Christian Kain

Zum 50-jährigen Jubiläum des Europäischen Patentübereinkommens hat das Europäische Patentamt (EPA) Ars Electronica, das Linzer Institut für neue Medienkunst, eingeladen, einen zentralen Raum im Untergeschoss seines Hauptgebäudes als Gast zu kuratieren. Auf fast 1000qm erstreckt sich eine Fläche, die ursprünglich als Registratur für Patentakten genutzt wurde und durch die umfängliche Digitalisierung des Patenterteilungsverfahrens ihren Zweck verloren hatte. Im Zuge der Neugestaltung des Untergeschosses entwickelten wir daher zusammen mit Ars Electronica ein zukunftsweisendes Raumkonzept, das die originale DNA als Patentaktenarchiv bewahrt und zugleich einen Erlebnisort für unsere MitarbeiterInnen und BesucherInnen schafft.  

Der Wandel vom Archiv zum Kulturraum zog sich über fast zwei Jahre hin. Dabei ging es nicht nur darum, möglichst viel von der originalen Atmosphäre des ursprünglichen Orts zu bewahren, sondern auch die charakteristischen Rollregale als Ausstellungsarchitektur für Medienkunst mit Technologie-Schwerpunkt zu nutzen. Die originalen Patentakten der historischen Anfangszeit wurden bewusst als Heritage in die Ausstellungsarchitektur integriert, um die frühere Arbeitsweise von Patentprüfern zu dokumentieren, das in den Akten enthaltene technische Wissen als immaterielles Kulturgut zu erhalten und die Geschichte und Funktion des EPA auch für künftige Generationen buchstäblich sichtbar zu machen.  

In unserer Zeit wird es immer bedeutsamer, wie technischer Fortschritt den globalen Nachhaltigkeitszielen gerecht wird. Anschaulich wird dies in der digitalen Auftragsproduktion „Pulse of the EPO“, die von dem Künstlerduo Quadrature in Zusammenarbeit mit dem EPA entwickelt wurde und nun erstmals im Deep vision, einem immersiven Ausstellungsraum, zu sehen ist. In einer Reihe von wechselnden Narrativen spiegelt diese 3x4k-Projektion auf elf Metern Wandbreite die globale Dynamik von 10 Millionen Patentanmeldungen aus dem Bereich Mitigation or Adaptation against climate change (unter Verwendung des Y02-Kennzeichnungssystems des EPA für nachhaltige Technologien) wider. Die Berliner Künstler bedienen sich dabei der weltweiten Patentstatistik-Datenbank PATSTAT und lesen in freier Interpretation den enormen Datensatz aus. 

Big data, Künstliche Intelligenz und Robotik, Materialproduktion und nachhaltige Fertigung, Schlaf als Klimatechnik, Experimente mit botanischen Lebenswelten im All, Datenklassifikationssysteme und Blockchain, Ökosysteme mit menschlichem Fuβabdruck – das von Ars Electronica kuratierte Catalyst Lab wirft Schlaglichter auf globale Themen und Herausforderungen unserer Zeit, untersucht die Auswirkung von Technologien auf unsere Gesellschaft und zeichnet dabei den rasanten Wandel der Welt durch Innovation und Fortschritt nach. Welche technischen Fortschritte auch in der Wahrnehmung von Kunst möglich sind, zeigt „Gigapixel Editions“, eine digitale Auftragsproduktion, die für den immersiven Ausstellungsraum Deep vision entstanden ist und exemplarisch drei Werke aus der EPA-Kunstsammlung in extrem hochauflösender Projektion auf neue Weise erfahrbar macht.  

Durch immerwährendes Streben nach mehr Lebensqualität, gesteigerter Effizienz, höherer Wirtschaftlichkeit und erweiterten Horizonten ist unsere Zivilisation im beständigen Umbruch. Mit jedem technologischen Fortschritt, mit jeder Überwindung von wissenschaftlichen Grenzen erweitern sich Räume und Möglichkeiten. Damit verändert sich die Perspektive auf die Dinge und gleichzeitig auch auf unsere Lebenssituation. Um die neue Dimension rasanter technologischer Einflussnahme auf die Gesellschaft im digitalen Zeitalter zu verstehen, appelliert das Catalyst lab an unsere Fähigkeit, Innovation ganzheitlich auf der Grundlage technologischer, gesellschaftlicher und kultureller Werte zu bewerten. Dies erfordert neben einem umfassenden Verständnis der Technologien selbst einen breiten gesellschaftlichen Dialog, die Einbindung von Nachhaltigkeitszielen in die Technologieentwicklung sowie die Schaffung von inklusiven Rahmenbedingungen, die den sozialen Zusammenhalt fördern. 

Mit der hier gezeigten Ausstellung von Ars Electronica nimmt das EPA das 50-jährige Jubiläum des Europäischen Patentübereinkommens zum Anlass, einen neuen Blick auf drängende Fragen und Themen unserer Zeit zu wagen und möglichst viele Menschen zum Nachdenken und Diskutieren anzuregen.  

Über Ars Electronica   

Ars Electronica ist eine Plattform, die an der Schnittstelle von Kunst, Technologie und Gesellschaft tätig ist und Ausstellungen, Bildungsprogramme und Forschungsprojekte verantwortet, die sich mit der Zukunft unserer Gesellschaften befassen. Ars Electronica wurde 1979 als Festival in Linz gegründet und umfasst mittlerweile auch ein Labor, den Prix Ars Electronica und ein Museum, das sich der Erforschung und Förderung von Medienkunst und digitaler Kultur widmet.  

Über das Europäische Patentamt (EPA)

Das EPA ist eine der größten öffentlichen Einrichtungen in Europa und unterstützt ErfinderInnen, ForscherInnen und Unternehmen in aller Welt beim Schutz ihrer Erfindungen. Unser übergeordnetes Ziel ist es, durch die Förderung von Innovation, Wettbewerbsfähigkeit und Wirtschaftswachstum zu einer sichereren, intelligenteren und nachhaltigeren Welt beizutragen. Das EPA, das 1973 mit der Unterzeichnung des Europäischen Patentübereinkommens gegründet wurde, bietet auch Zugang zur weltweit größten Quelle für technische Informationen, die dazu beitragen können, Entdeckungen von Innovatoren zu beschleunigen.   

Über den Ausstellungsort  

Das Europäische Patentamt eröffnet in diesem Jahr einen Kulturraum im revitalisierten Untergeschoss des Münchner Hauptgebäudes. Das ehemalige Patentaktenarchiv bietet KünstlerInnen, HistorikerInnen, EPA-MitarbeiterInnen und Stakeholdern einen Ort, an dem sie gemeinsam mit der breiten Öffentlichkeit über die Rolle der Technologie in der Gesellschaft reflektieren können. Mit Ausstellungen, die die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft von Kunst und Innovation erforschen, lädt der Raum die BesucherInnen ein, die Auswirkungen von Erfindungen im Laufe der Zeit zu entdecken.  

Impressum

Team Ars Electronica  

  • Kurator: Martin Honzik   
  • Produzentinnen: Laura Welzenbach, Veronika Krenn, Daniela Duca De Tey und Manuela Hillmann  
  • Technische Leitung: Karl Julian Schmidinger und Klaus Dieterstorfer   
  • Technik-Team: Klaus Dieterstorfer, Florian Cossee und Randolf Helmstetter  
  • Ausstellungsdesign: ANY:TIME Architekten   
  • Redaktion: Julia Blaas  

Besonderer Dank gilt: 

  • Den KünstlerInnen der Ausstellung und ihren AssistentInnen und UnterstützerInnen.  
  • Dem Ars Electronica Team und insbesondere Veronika Liebl, Christl Baur, Katia Kreuzhuber, Martin Hieslmair, Gregor Tatschl, Christopher Sonnleitner, Gerfried Stocker, Markus Jandl, Stephan Kobler, Barbara Diesenreither.  
  • Dem EPA-Team und insbesondere dem Präsidenten des EPA, António Campinos, der diese Ausstellung ermöglicht hat.