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Proof of Work

©Christian Kain

Anna Ridler (UK)

Kuratorisches Konzept:

Haben Sie sich schon einmal gefragt, woher eigentlich die Datensätze für die künstliche Intelligenz stammen? Erleben Sie das komplizierte Wechselspiel zwischen Daten­klassifizierung und Bias-Systemen in automatisierten Prozessen. Als konkrete Datensätze symbolisieren an der Themse gesammelte Muscheln das Konkrete in einer digitalen Landschaft und regen zu Überlegungen über Veränderungen, Strömungen und die Verflechtungen von Mensch und Natur an. Das Videowerk dokumentiert den aufwendigen Prozess der Erstellung dieser Datensätze. Von der Konzentration auf die Bedeutung eines einzelnen Objekts wandert die Betrachtung auf die Entwicklungen der weiten Welt.

Über das Kunstwerk:  

Für KünstlerInnen sind sowohl der Schaffensprozess als auch die spätere Vorführung integrale Bestandteile ihrer kreativen Praxis. Proof of Work zeigt, wie arbeitsaufwendig die Erstellung des Datensatzes für das NFT The Shell Record war und wie dieser danach von einer Maschine gelesen und zur Schaffung synthetischer Muscheln genutzt wurde. Es dauerte mehrere Monate, die passenden Muschelschalen an verschiedenen Stellen des Themse-Ufers zu sammeln, einem der größten offenen archäologischen Fundorte der Welt. Die Geschichte des Flusses spiegelt sich in den am Ufer gefundenen Muschelschalen wider.

Man findet immer wieder Austernschalen, obwohl Austern – teilweise aufgrund der Verschmutzung – heute nicht mehr in der Themse leben. In viktorianischer, georgianischer und sogar römischer Zeit und noch früher waren sie hingegen weit verbreitet. Inzwischen haben sich in verschiedenen Wellen der Globalisierung und entlang neuer Schiffswege neue Muschelarten angesiedelt. Wissenschaftler stellen fest, dass die Schalen von Organismen, die seit der Eiszeit am Fluss heimisch waren, heute nur noch selten anzutreffen sind und durch invasive Arten verdrängt werden. Die neuen Arten könnten ihrerseits einmal Leitfossilien für das Anthropozän werden.

Künstlerbiografie:

Die Künstlerin und Wissenschaftlerin Anna Ridler (UK) ist fasziniert vom Einsatz der Technik als Mittel zum Verständnis der Welt, insbesondere was Messung,  Quantifizierung und die Natur angeht. Sie erschafft einmalige Narrative mithilfe von Datensätzen. Ihre Arbeiten wurden weltweit ausgestellt, unter anderem im Barbican Centre, im Centre Pompidou, im HEK Basel, in The Photographers' Gallery, im ZKM Karlsruhe, auf der Ars Electronica sowie im Victoria and Albert Museum.