https://www.epo.org/de/node/black-box-deep-vision

Deep Vision – immersive Ausstellung

©Christian Kain

Die Entwicklung digitaler Bildgebungstechnologien hat unbestreitbar unsere Wahrnehmung der Welt verändert und erweitert. Neue Arten der Umsetzung abstrakter Konzepte in präsentierbare und kommunizierbare Daten haben unser Verständnis der Welt von Grund auf verändert. DEEP VISION ist ein multifunktionaler Medienraum für innovative Formen von Aus- und Weiterbildung und Entertainment sowie für neue Präsentationsmittel und künstlerische Ausdrucksformen. DEEP VISION dient als Prototyp zum Ausloten der Konvergenz neuer Möglichkeiten, besonderer Darstellungsformen und der damit verbundenen technischen und gesellschaftlichen Herausforderungen. Die technische Ausstattung und Ausrichtung regen zur Auseinandersetzung mit den Inhalten an. Die Inspiration für DEEP VISION stammt vom immersiven Konzept DEEP SPACE des Ars Electronica Center. Es stellt drei spannende Projekte vor: Made to Measure sowie die beiden digitalen EPA-Auftragsarbeiten Gigapixel Editions und Pulse of the EPO.

Pulse of the EPO

Quadrature (DE)

©Christian Kain

Kuratorisches Konzept:

Inspiration für Pulse of the EPO gaben die umfangreichen Datenbanken des EPA. Es visualisiert die Entwicklung von Patentdaten im Verlauf der letzten 50 Jahre, indem es Technologietrends und die Ausrichtung von Innovation in Europa und über seine Grenzen hinaus aufzeigt. In mehreren kurzen, ein- bis zweiminütigen Erzählungen untersucht Pulse of the EPO den tiefgreifenden Einfluss des Europäischen Patentamts auf den globalen Wandel.

Über das Kunstwerk:

Pulse of the EPO stellt die transformierende Kraft der Kreativität in Wissenschaft und Technik in den Vordergrund. Ausgangsmaterial sind die riesigen Mengen technischer Daten und Dokumente, die das EPA im Rahmen seines Auftrags der Förderung von Innovation, Wettbewerbsfähigkeit und Wirtschaftswachstum hütet.

Diese künstlerische Arbeit besteht aus einer Serie von Narrativen, die den weltweiten Einfluss des EPA thematisieren. Datenanalysen mischen sich mit subjektiven Spekulationen und poetischer Freiheit. Es ist vor allem die riesige Datenmenge, die Inspiration liefert, völlig losgelöst von irgendeinem vorhandenen Hintergrund. Es geht allein darum, die nackten Daten zu verarbeiten, aufzuarbeiten oder frei zu kombinieren.
Verschiedene Parameter aus den Datenbanken des EPA bestimmen die Ästhetik und Dramaturgie des Werks, etwa der Anmeldetag der Patentanmeldung und ihr Ursprungsland/-ort, der Anmelder selbst, die Zeit zwischen der Einreichung und der Erteilung/Zurückweisung des Patents, die Zahl der Anführungen einer Patentanmeldung, die Gebiete der Technik, die Anmeldungsbezeichnung, Rechtsstandsereignisse, Patentfamilien und vieles mehr. In jeder Erzählung werden Ton und Bild gleichzeitig erzeugt, alles basierend auf den Datensätzen des EPA. Auch diese Datensätze liefern weitere Informationen über die Patente, wie etwa die Hunderttausenden von Innovationen, die als Technologien zur Eindämmung des Klimawandels und zur Anpassung daran markiert sind.

Künstlerbiografien:

Das Berliner Künstlerduo Quadrature beschäftigt sich mit der Verwendung von Daten und Technologien als Mittel, um Realitäten zu lesen und zu schreiben. Ihre disziplinübergreifende Arbeitsweise umfasst zeitbasierte Performances, Installationen, klassische Skulpturen und zweidimensionale Werke. Mit unterschiedlichen Methoden und Erzählweisen untersuchen sie die Welt und den Kosmos. Die Mitglieder Juliane Götz und Sebastian Neitsch (bis 2016 noch zusammen mit Jan Bernstein) erhielten Anerkennung durch den Prix Ars Electronica, den Kunstfonds Bonn, die Akademie Schloss Solitude, LaBecque, PODIUM Esslingen und das Hertz-Labor am ZKM Karlsruhe.

Credits und Danksagungen zu den Kunstwerken:

  • Originalkunstwerk: Quadrature
  • In Auftrag gegeben von der Europäischen Patentorganisation im Rahmen der Ars Electronica Ausstellung im Catalyst lab 2023
Gigapixel Editions – das digitalisierte Kunstarchiv des EPA in hochauflösenden Bildern

Ars Electronica

©Christian Kain

Kuratorisches Konzept:

Werke aus der Kunstsammlung des EPA wurden in Form besonders hochauflösender Fotos und digitaler Mosaikbilder medial archiviert. Für jedes Kunstwerk konnten somit hochauflösende Bilder zu einer einzigen digitalen Darstellung des Werks arrangiert werden, die bisher ungesehene Details sichtbar macht. Paul Leitners Sucrologist (2016), Afra Eismas Noonday Sun (2019) und Ivan Šuletićs CFRP Cityscape XI (2019) sind die ersten drei Kunstwerke der Sammlung, die hier auf diese Weise zu erleben sind.

Über die Kunstwerke:

Die erste Version der Gigapixel Editions untersucht die Ästhetik des Sammelns, Verwebens und Malens, erfasst in einem digitalen Archiv. Jedes der drei Kunstwerke ist in rund einer Milliarde Pixel festgehalten. Diese Detailstufe in der Digitalfotografie wurde erst in den letzten zehn Jahren möglich. Sie eröffnet Kuratorinnen und Kunstgelehrten sowie der Öffentlichkeit neue Möglichkeiten, denn sie können dank dieser neuen Technologie ausgewählte Kunst­werke jetzt online viel detaillierter ansehen, als es in einer konventionellen Ausstellung möglich wäre.

Die wunderbaren Details der Zuckerpäckchen in Paul Leitners Sucrologist (350 x 200 cm), verziert mit zahlreichen unterschiedlichen Designs und Schriftarten, sind so deutlich zu sehen wie nie zuvor. Afra Eismas liebevoller, spontaner Wandteppich ist das zweitgrößte und mit Abstand farbenprächtigste der drei Werke: Street-Art-Ästhetik in gewebter Form. Ivan Šuletićs etwas kleineres Ölgemälde (200 x 180 cm) macht den Zyklus komplett. Der Künstler experimentiert mit einem Digitalbild eines ihm unbekannten Ortes und malt und zeichnet fast mechanisch entpersonalisierte Stadtansichten in einer Zeit endloser digitaler Odysseen und Social-Media-Feeds. 

Künstlerbiografien:

Paul Leitner (AT) lebt und arbeitet in Wien, wo er 2011 seinen Abschluss an der Universität für angewandte Kunst machte. Er verwandelt alltägliche Gegenstände und Geräte in subtile, ausgeklügelte Kunstwerke, oft in Form mehrdimensionaler Installationen.

Afra Eisma (NL) studierte Kunst an der Koninklijke Academie van Beeldende Kunsten in Den Haag und am Central Saint Martins College of Art and Design in London. Sie arbeitet vorwiegend mit Textilien und Keramik und erschafft leuchtende, farbenfrohe, emotionale Installationen mit einer versteckten Botschaft.

Ivan Šuletić (RS) lebt und arbeitet in Belgrad, wo er 2015 einen Doktor für Bildende Künste an der Universität der Künste Belgrad erhielt. Neben seiner Arbeit als vielgefragter bildender Künstler ist er Assistenzprofessor beim Architekturressort der Stadt.

Credits und Danksagungen zu den Kunstwerken:

  • Produktion und Bearbeitung: Ars Electronica
  • Gigapixel-Fotos: Florian Voggeneder
  • Ton und Musik: Karl Julian Schmidinger
  • Originalkunstwerke: Paul Leitner Sucrologist (2016), Afra Eisma Noonday sun (2019), Ivan Šuletić CFRP Cityscape XI (2019)
  • In Auftrag gegeben von der Europäischen Patentorganisation im Rahmen der Ars Electronica Ausstellung Catalyst Lab 2023
Made to Measure

Laokoon: Cosima Terrasse (FR), Moritz Riesewieck (DE) und Hans Block (DE)

Kuratorisches Konzept:

Wissen ist Macht. Daten sind Wissen, also sind Daten heute auch Macht. Jeden Tag hinterlassen wir Spuren persönlicher Daten im Internet. Laokoon hat sich der Herausforderung gestellt, allein anhand dieser Spuren aus Google-Suchdaten eine Person zu rekonstruieren. Das Ergebnis ist eine Dreikanal-Videoinstallation, die beim Betrachten einlädt, das eigene Online-Verhalten zu überdenken und die eigene Privatsphäre mit entsprechenden Tools zu schützen. 

Über das Kunstwerk:

Im Rahmen eines künstlerischen Datenexperiments erstellte Laokoon einen Doppelgänger allein aus den personenbezogenen Google-Daten einer unbekannten Person. Akribisch wurden fünf Jahre aus dem Leben dieser Person rekonstruiert und das Ergebnis auf einer Theaterbühne gefilmt. Monate später traf die reale Person auf ihr Daten-Double. Das spektakuläre, einmalige Experiment wird in einem Film und auf einer interaktiven Website zum Leben erweckt. Hier können die Besucher erleben, welche tiefen Einblicke in unser inneres Leben und unsere intimsten Geheimnisse wir jeden Tag freiwillig Google, Facebook und anderen Online-Plattformen geben.

Das medienübergreifende Projekt Made to Measure, das auch eine Fernsehdokumentation umfasst, beleuchtet in einem innovativen, komplexen Erzählformat, wie Technologieunter­nehmen die gesammelten Daten von Milliarden von Menschen sammeln, um unter anderem aus ihren Schwächen, Unsicherheiten, Krankheiten und ihrer Suchtanfälligkeit Profit zu ziehen.

Künstlerbiografien:

Laokoon ist eine für den Emmy nominierte medienübergreifende Gruppe mit Sitz in Berlin und Wien, bestehend aus Cosima Terrasse (FR), Hans Block (DE) und Moritz Riesewieck (DE). Sie sind bekannt für ihre immersiven Erfahrungen und TV-‑Dokumentationen, die die Schnittstelle zwischen Technologie und Gesellschaft ausloten.

Credits und Danksagungen zu den Kunstwerken:

  • Regie: Cosima Terrasse, Moritz Riesewieck, Hans Block
  • Entwicklung: Gruppe Laokoon, Kulturstiftung des Bundes
  • Koproduktion mit: WDR, SRG SSR, OSZE RfOM, Docmine und rbb
  • In Zusammenarbeit mit: PACT Zollverein
  • Unterstützung: Kulturhaus Brotfabrik, vorAnker, Universität für Angewandte Kunst Wien, Starts in Motion und mit freundlicher Unterstützung der deutschen Botschaft