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Carmen Hijosa

Gewinnung einer nachhaltigen Lederalternative aus Ananasblättern

Preiskategorie
Kleine und mittlere Unternehmen
Technisches Gebiet
Textil- und Papiermaschinen
Firma
Ananas Anam Ltd.
Die spanische Unternehmerin Carmen Hijosa hat ein vielseitiges Material entwickelt, das Modefirmen weltweit als Lederalternative nutzen. Ihr bahnbrechendes Gewebe nutzt eine Abfallressource, verursacht bei der Herstellung weniger Umweltbelastungen als Rindsleder und ist gewaltfrei und vegan.

Finalistin für den Europäischen Erfinderpreis 2021

Viele alltägliche Erzeugnisse sind aus Leder. Die herkömmliche Lederherstellung erfordert umfangreiche natürliche Ressourcen zur Haltung von Schlachttieren und birgt durch den massiven Einsatz von Chemikalien beim Gerben die Gefahr der Umweltverschmutzung. Die Herstellung und Entsorgung synthetischer Lederalternativen kann ebenfalls eine Umweltbelastung darstellen und sogar die menschliche Gesundheit gefährden.

Während ihrer Tätigkeit als Textildesignberaterin auf den Philippinen war die Geschäftsfrau vom Ausmaß der Umweltauswirkungen bei der Lederherstellung und von den menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen in den Gerbereien schockiert. Sie verlagerte umgehend ihren Geschäftsfokus und war motiviert, ein nachhaltiges Gewebe zu entwickeln, bei dem philippinische Fertigkeiten und Rohstoffe besser genutzt wurden. Sie ließ sich von den Fasern der Ananasblätter inspirieren, aus denen auf den Philippinen bereits seit 300 Jahren traditionelle, handgewebte Textilien hergestellt werden, und beschloss, aus diesen Blättern ein Gewebe zu fertigen, welches das im Leder enthaltene Geflecht aus Kollagenfasern nachbildet. Hijosa setzte einen langwierigen Entwicklungsprozess in Gang, der beim Anbau anfallende Ananasblätter als Rohstoff nutzte und in der Schaffung von Piñatex® gipfelte, einer patentierten Lederalternative. Bei der Herstellung des Gewebes werden die aus den Blättern gewonnenen Zellulosefasern gereinigt und zu einem filzähnlichen Vliesmaterial verarbeitet. Dieses wird vermascht, gewaschen, gefärbt, gepresst, getrocknet und weich gemacht. Anschließend kann es ausgebügelt und für eine Vielzahl von Erzeugnissen verwendet werden.

Breiteres Angebot für die heutigen Verbraucher

2013 gründete Hijosa das Start-up-Unternehmen Ananas Anam, über das sie ihr patentiertes Gewebe vermarktete. Das Unternehmen beschäftigt an seinem Standort in London rund 10 Mitarbeiter und arbeitet mit Fabriken auf den Philippinen und in Spanien sowie mit der größten philippinischen Genossenschaft von Ananasbauern zusammen. Der Genossenschaft gehören 700 Familien an, die die Abfallblätter liefern und von der zusätzlichen Einnahmequelle profitieren.

Heute arbeiten fast 3 000 Modefirmen in 80 Ländern mit Piñatex. Piñatex ist in einer wachsenden Produktpalette von Sportschuhen bis hin zu Jacken, Fahrzeuginnenausstattungen und Handtaschen sowie in der weltweit ersten rein veganen Hotelsuite zu finden. Bei der Ananasernte bleiben jedes Jahr mehr als 27 Millionen Tonnen Restbiomasse übrig. Hijosa zufolge könnte damit weltweit der gesamte jährliche Lederbedarf für Schuhe gedeckt werden, ohne dass zusätzliche Anbauflächen und Ressourcen genutzt werden müssten. Als Gründerin und Chief Creative & Innovation Officer von Ananas Anam ist Hijosa weiterhin maßgeblich für die Entwicklung neuer Gewebe aus Pflanzenabfällen verantwortlich. Dank ihrer Pionierarbeit konnte sich das Unternehmen in einer Zeit, in der immer mehr Verbraucher auf nachhaltigere Produkte achten, als Marktführer positionieren.

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